Abb. 1 Lage von Pingdorf (Sanke 2002, Abb. 3)
Abb. 2 Geologische Karte Pingdorf (Sanke 2002, Abb. 4)
Abb. 3 Formenspektrum Periode 1 (Sanke 2002, 184, Abb. 68)
Abb. 4 Formenspektrum Periode 2 (Sanke 2002, 185, Abb. 69)
Abb. 5 Formenspektrum Periode 3 (Sanke 2002, 186, Abb. 70)
Abb. 6 Formenspektrum Periode 4 (Sanke 2002, 187, Abb. 71)
Abb. 7 Formenspektrum Periode 5 (Sanke 2002, 188, Abb. 72)
Abb. 8 Formenspektrum Periode 6 (Sanke 2002, 189, Abb. 73)
Abb. 9 Formenspektrum Periode 7 (Sanke 2002, 190, Abb. 74)
Abb. 10 Formenspektrum Periode 7b (Sanke 2002, 191, Abb. 75)
Abb. 11 Formenspektrum Periode 8 (Sanke 2002, 192, Abb. 76)
Abb. 12 Formenspektrum Periode 9 (Sanke 2002, 193, Abb. 77)
Abb. 13 Formenspektrum Periode 10 (Sanke 2002, 194, Abb. 78)
Pingsdorfer Ware
Provenienz | Pingsdorf (nordwestlich von Bonn), Zentrum des mittelalterlichen Töpfergewerbes, Ausgangspunkt der Pingsdorfer Ware als Exportgut, sehr günstige naturräumliche Voraussetzungen, ca 38 Töpferöfen/ Töpfereiabfallgruben wurden entdeckt. |
Grundlage der Typologie | 300 000 - 400 000 Fragmente aus dem Rheinischen Landesmuseum wurden durchgesehen und M. Sanke wählte eine subjektive Stichprobe aussagekräftiger Stücke aus. |
Sintergrade | - Reine Irdenwaren (Sintergrad 1): 27%
- Angesinterte Irdenwaren (Sintergrad 2): 34%
- Faststeinzeug (Sintergrad 3): 37%
- Steinzeug (Sintergrad 4): 2%
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Magerung | hauptsächlich reiner gut sortierter Quarzsand (zu 63% 0,3-0,5 mm), sehr selten Kiesel von 3 bis 6 mm Größe. |
Formen (bei M. Sanke 2002 "Typen") | Spektrum sehr groß, Amphore als häufigste Gefäßform, Funktionszuweisung sehr schwierig. |
Chronologie | Grundlagen: typologische Reihen, Vergleiche mit geschlossenen Funden, Vergleiche mit stratigraphisch gesichertem Material, Seriation, naturwissenschaftlich gewonnene Daten. |
Insgesamt wurden so 10 Perioden bestimmt, die von ca. 800 bis 1400 datieren.
Vorsicht! Erst ab Periode 3 (Mitte 10. Jh.) ist - typologisch und warentechnologisch - im engeren Sinne von Pingsdorfer Ware zu sprechen. Mit Periode 7b in der zweiten Hälfte des 12. Jh. erlischt die Tradition der rotbemalten Irdenwaren.
Perioden nach Sanke
Periode 1 | - Überwiegend Drehscheibenkugeltöpfe mit unter dem Rand angesetzten Bandhenkeln
- keine Gefäße mit Tüllen
- selten sind Gefäße mit einem Rollstempel verziert
- die einzige Bodenform ist der Linsenboden
- rundlich, dreieckig verdickter Rand
- keine bemalten Gefäße in dieser Phase
- datiert in das dritte Viertel des 9. Jh.
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Periode 2 | - Erstmals rote Bemalung als dekoratives Element
- Erstmals Gefäße mit Tüllen
- Weiterentwicklung der Randformen zu kugeligen, abgerundeten, blockartig verdickten, steilen, teilweise scharf profilierten Rändern
- Bemalung mit den Fingern, meist schräg zur Gefäßachse
- datiert in das letzte Drittel des 9. Jh.
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Periode 3 | - Rollstempeldekor vollständig verschwunden
- typologisch und warentechnologisch liegt die erste Ausprägung der Pingsdorfer Ware vor
- in dieser Phase kommt das erste Mal der Standring vor, Becher und Schüsseln weiterhin mit Linsenboden
- Die Standardbemalung besteht aus gebogenen Streifen, vertikalen Streifendekoren, Zopfmustern und Wellenlinien
- Sichelförmiges Randprofil: Ränder blockartig, unprofiliert und auf der Oberseite stark gekehlt und außen konvex
- nicht standfähige Sturzbecher
- Drehscheibenkugeltöpfe in großer Zahl
- datiert bald nach 900, der Übergang zu Periode 4 ist noch nicht genau zu fassen.
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Periode 4 | - Häufigste Gefäßform: Amphoren
- vielfältig profilierte Ränder: blockförmig, sichelförmig gestaltet, lang ausbiegend und rundstabig verdickt
- Oft Amphoren mit 3 Henkeln
- breite und kräftig profilierte Bandhenkel treten auf
- ebenso treten neben den Sturz- und Kugeltopfbechern schlanke Becher auf: diese sind sorgfältig bemalt (großflächige Kringel, etc.); große Anzahl an bemalten Schüsseln
- datiert in das letzte Drittel des 10. Jh. bis zur Mitte 11. Jh.
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Periode 5 | - Neu sind Becher mit konischem Oberteil: erstmals eine kontinuierliche typologische Reihe.
- Weiter schlanke Becher mit sorgfältigen Bemalungsmustern
- Vereinfachte Amphorenränder: fast ausschließlich unprofilierte Blockränder, ohne jede Rillung und Riefung
- vereinfachte Bemalungsmuster, weniger großflächig
- zunehmend kräftig gekniffene Wellenfüße bei unterschiedlichen Gefäßformen
- datiert von der Mitte des 11. Jh bis in das erste Jahrzehnt des 12. Jh.
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Periode 6 | - Flächenausgreifende Punkt- oder Kommamusterwerden bei den Amphoren werden von horizontal ausgerichteten Girlandenbändern abgelöst, die nur noch an der Gefäßschulter auftreten
- Amphorenränder aus der Horizontalen gedreht: blockartig bis dreieckig
- nur noch zweihenklige Typen
- kaum noch schlanke Becher
- häufig kugelige Becher und hohe Becher
- Pinseldekor (Schrägstrichgruppen) häufig
- spätestens in Periode 6 beginnt die Fertigung handgemachter Kugeltöpfe
- datiert vom Anfang bis zur Mitte des 12. Jh.
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Periode 7 | - Der Trend führt zu kugeligen Bechern und Amphoren
- bei den Amphoren vollständig Dreiecksrand
- nur noch leicht gewellte Bandhenkel
- mache Amphoren treten ohne Henkel auf
- neu sind Becherkacheln
- mehr bemalte Flaschen und handgemachte Kugeltöpfe
- in Periode7b tritt erstmals der Krug auf
- die späteren Amphorenränder von Periode 7b sind deutlich kragenartiger, dies ist auch bei den henkellosen Amphoren zu beobachten
- weiter treten unbemalte und kugelige Becher auf, ebenso eiförmige Becher
- Das Ende von Periode 7 ist auch das Ende der rotbemalten Irdenware
- datiert in die zweite Hälfte des 12. Jh.
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Periode 8 | - Der Krug löste die Amphore vollständig ab
- Entwicklung des ovalen Wulsthenkels aus dem rundstabigen Henkel
- Walzenbecher häufig
- Flaschen vom Typ "Weeze-Hees" häufig
- geriefte Urnenbecher
- die Herstellung von Feinkeramik und Grauwarekugeltöpfen blüht
- weiterhin Becherkacheln
- datiert vom Anfang bis in die Mitte des 13. Jh.
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Periode 9 | - Nur in geringer Fundzahl am Töpferort vertreten
- charakteristisch violettbraun-engobiertes Faststeinzeug
- eine Warenart die hauptsächlich Krüge und tropfenförmige Becher beinhaltet
- weitere Becherformen (mit Rundboden, Walzenbecher)
- weiterhin Grauware, Kugeltöpfe, Stieltöpfe mit kurzem Henkel und Kugelbauchkannen mit Wulsthenkel
- datiert in die zweite Hälfte des 13. Jh.
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Periode 10 | - Nur ein Ofenfund in Pingsdorf datiert in Periode 10
- voll entwickeltes Steinzeug
- bislang ausschließlich Zylinderhalskrüge
- auch Baukeramik
- Ende der Töpferproduktion in Pingsdorf
- datiert bis nach der Mitte des 14. Jh.
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Quantitative Entwicklung des Keramikausstoßes: Stetiger Anstieg von Periode 1 bis Periode 6, Maximum in Periode 7, extremer Rückgang in Perioden 8 und 9 bis zum Erlöschen in Periode 10.
Literatur: Sanke 2002, Schreg 1998.